Daut, einer von zwei Überlebenden eines Massakers im Kosovo-Krieg, bei dem auch sein Sohn getötet wurde, übt sich seit 20 Jahren an einem Brief. Er versucht sich zu erinnern und Worte zu finden, für den Fall, dass er eines Tages vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag aufgerufen wird, um über die Schrecken, die er gesehen hat, aussagen zu können. Zwar ist Daut mit seiner Frau im Krieg in die Schweiz geflüchtet, die Erinnerungen quälen und verfolgen ihn bis heute. Er ist oft wütend und kompliziert im Umgang. Unterstützung erhält er von seiner Frau und vier kosovarischen Nachbarn. Als Daut erfährt, dass sein Bruder, der andere Überlebende des Massakers, gestorben ist, wiegt die Last der Erinnerung umso schwerer. Panik macht sich breit, als er realisiert, dass er der letzte Überlebende des Verbrechens ist. Er fürchtet, seine Erinnerung könne mit ihm begraben werden und damit auch die letzte Chance auf Gerechtigkeit für seinen Sohn. Sein Verstand beginnt, ihn bei wichtigen Details im Stich zu lassen. Zeit und Schlaf verwischen. Die Alpträume verschlimmern sich. Immer wieder spielt er das Szenario in seiner Vorstellung durch. Seit 20 Jahren, in Dauerschleife. Und doch kommt sein Bericht nie zum Abschluss. Er weiss, dass etwas fehlt, ohne es benennen zu können. Zwischen den Worten verliert sich eine wichtige Spur der Ereignisse. Die Ohnmacht ist erdrückend, die Justiz uninteressiert. Eine einzige Frage bestimmt sein Denken: Werden die Toten ihm jemals verzeihen, wenn er sie aufgibt und in Vergessenheit geraten lässt?